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Wanderratte – Rattus norvegicus

Kennzeichen und Allgemeines

Schadnager - Ratten - WanderratteDie Wanderratte hat einen kräftigen, gedrungenen Körperbau und erreicht eine Körperlänge von etwa 18 bis 27cm. Ihr fast nackter Schwanz ist mit 14 bis 22cm immer etwas kürzer als ihr Körper, was sie deutlich von anderen Ratten-Arten unterscheidet, wo der Schwanz immer länger als der Körper ist. Er weist etwa 200 Ringe oder weniger auf. Die Füße der Wanderratte sind fleischfarbig gefärbt. Eine Wanderratte bringt etwa 200 bis 450g auf die Waage. Vor allem im Kopfbereich erscheint die Wanderratte sehr massig, was mit ihrer kräftig ausgeprägten Kaumuskulatur zusammenhängt. Sie hat eine stumpfe Schnauze und kleine behaarte, runde Ohren, die lediglich zur Hälfte aus dem Fell des Körpers herausragen. Würde man ihre Ohren umklappen, wären die Augen der Wanderratte nicht verdeckt, was ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zur Hausratte ist. Die Rücken und Seiten der Wanderratte sind braungrau gefärbt, wobei gelegentlich schwärzliche oder rotbraune Überdeckungen auftreten. Am Bauch ist das Fell grau bis weißlich hell, wobei es nicht scharf abgegrenzt von der Farbe der Oberseite ist. Der Schwanz der Wanderratte ist zweifarbig. Er hat eine helle Unterseite und eine dunklere Oberseite. Auffällig ist seine ringartige Gliederung. Optisch erscheint der Schwanz eher kraftlos, hinsichtlich der Relation von Dicke zur Länge. Die Wanderratte zieht ihn deshalb nur hinter sich her und hält ihn dabei verhältnismäßig ruhig. Wanderratten können gut schwimmen und tauchen. Sie sind am Tag und in der Dämmerung aktiv. Sie sind allerdings nicht so wendig wie die Hausmäuse oder Hausratten und deshalb keine guten Kletterer und Springer. Die Wanderratte hat einen gut ausgeprägten Tast-, Geruchs-, Geschmack- und Hörsinn. Ihre Nachteile liegen im Sehen: Sie ist farbenblind und kurzsichtig. Im Vergleich mit der verwandten Hausratte (Rattus rattus) ist die Wanderratte unter anderem größer, gedrungener und anders gefärbt. Deutschland gehört nicht zur ursprünglichen Heimat der Wanderratte. Sie wurde hierzulande durch den weltweiten Schiffshandel aus Asien (Ostasien, China, gemäßigte Zone Sibiriens) eingeschleppt und konnte sich hier dauerhaft etablieren, obwohl sie rigoros bekämpft wird und einige Fressfeinde hat. Ausschlaggebend dafür sind ihr ausgeprägtes Lernvermögen und ihre sehr rasche Vermehrung. Insgesamt soll es in Deutschland nach Schätzungen etwa 150 bis 200 Millionen Wanderraten geben, womit uns die Tiere zahlenmäßig überlegen sind.

Fortpflanzung

Wanderratten bauen ihre Nester als flache, offene Mulden. Wenn Sie im Freien leben, legen sie auch Erdhöhlen an. Daneben bevorzugen sie auch Gebäude zum Nestbau, so dass sie sich beispielsweise auch zwischen Kisten und Kartons im Keller oder in Lagerräumen niederlässt. In einem Wanderrattenrudel ist der Zyklus aller Weibchen synchronisiert, was bedeutet, dass die Weibchen alle zur gleichen Zeit fruchtbar sind, zur gleichen Zeit trächtig sind und zur gleichen Zeit werfen. Auf diese Weise kann das Ausbleiben oder Verenden einer Rattenmutter im Rudel kompensiert werden, da die anderen Weibchen die Aufzucht der verwaisten Jungtiere mit übernehmen können. Die weibliche Wanderratte bringt in einem Wurf durchschnittlich sechs bis acht Junge zur Welt. Diese sind taub, blind und nackt. Sie haben ein Gewicht von 3,9 bis 6,5g. Es vergehen drei bis vier Wochen bis die jungen Ratten selbstständig sind. In der Regel ist die Mutter dann bereits wieder tragend und wirft nach einer Tragezeit von 20 bis 24 Tagen erneut. Insgesamt werden drei bis fünf Würfe pro Jahr erreicht. Im Rattenrudel erfolgt eine automatische Selektion von Frühgeburten. Jungtiere, die in einem Zeitraum von bis zu 17 Tagen nach dem Geschlechtsakt geboren werden, werden von den Männchen totgebissen. Gesunde Jungtiere werden in der Regel erst nach 20 Tagen geboren, die Beißlust ist dann blockiert. Im Alter von etwa 3 Monaten (75 Tagen) sind die Jungratten geschlechtsreif und beginnen ebenfalls mit der Vermehrung. In der Regel werden Wanderratten aufgrund vorhandener Fressfeinde und der aktiven Bekämpfung durch den Menschen nur selten älter als ein Jahr.

Befall

Unter anderem gehören Keller, Lagerräume, Ställe, Scheunen, Kanalisationen oder Müllplätze zu den „Lebensräumen“ der Wanderratte. Wanderratten mögen Feuchtigkeit. Aufgrund ihrer guten Schwimm- und Tauchfähigkeiten ist es möglich, dass sich die Wanderratten über die Kanalisation bzw. die Toiletten Zugang zur Wohnung verschaffen. Zu ihrer Nahrung zählen tierische (Frösche, Schnecken, Mäuse) und pflanzliche Kost (Blumenzwiebel, Zerealien), Abfälle und Aas. Sie ist in der Lage Wirbeltiere bis Kaninchengröße zu töten. Die Wanderratte steht neuen „Nahrungsmitteln“ stets misstrauisch gegenüber und frisst nicht beliebig drauf los. Bei idealen Lebensbedingungen kann ein Rattenrudel eine Stärke von 60 bis 100 Tieren erreichen, was ungefähr bei 50% aller Wanderrattenrudel der Fall ist. Die kleineren Rudel bestehen aus etwa 20 Tieren, die meist nicht einmal wahrgenommen werden, da sich ihre Aktivitäten auf einen größeren Aktionsradius verteilen.

Schadwirkung

Durch Wanderratten in Kellern und Lagern kommt es zu Fraßschäden und Verschmutzungen an Vorräten und Nahrungsmitteln jeglicher Art. Ratten zerstören durch Nagen Balken, Bretter, Möbel, Türen, Kunststoffe und Lehmwände. Sie beschädigen elektrische Leitungen und Isolierungen. Selbst Metalle sind nicht vor Zerstörung sicher. Die Wanderratte neigt dazu sich zu spezialisieren und sich ihrer Umgebung anzupassen. So weiß man von Ratten, die sich in der Nähe von Zuchtbetrieben angesiedelt haben, dass diese gezielt junge Zuchttiere getötet haben. Dabei kann es sich um Küken handeln, was noch relativ begreifbar ist, aber auch um junge Ferkel. Auch die Geruchsbelästigung, die durch Ratten hervorgerufen wird, ist nicht zu unterschätzen. Eine einzige Wanderratte setzt pro Monat rund 2000 Kotballen (7-20mm lang, 3-7mm dick) und 500ml Urin ab. Wanderratten sind ernst zu nehmende Krankheitsüberträger. So übertragen sie unter anderem Salmonellen, Leptospirose, Fleckfieber, Tuberkulose, Schweinetrichinen und Bandwürmer. Außerdem tragen Wanderratten andere Schädlinge wie Flöhe und Milben mit sich herum.

Weitere Informationen:

Insekten

Spinnentiere

Marder

Maulwurf und Spitzmaus

Schadnager

Tauben

Waschbär

Schädlinge von A-Z

(Lateinische Namen)


A: Acanthoscelides obtectus, Acheta domesticus, Anthrenus spec., Apodemus flavicollis, Apodemus sylvaticus, Argas reflexus, Arvicola terrestis, Arvicolinae, Attagenus pellio
B: Balaustium murorum, Blattaria, Blatta orientalis, Blattella germanica, Blattodea, Bombus
C: Calliphora erythrocephala, Calliphora vicina, Camponotus ligniperda, Carpophilus hemipterus, Cimex lectularius, Coleoptera, Columba livia domestica, Columba palumbus, Crocidura russula, Cryptolestes ferrugineus, Cryptophagidae, Culex pipiens
D: Dermanyssus gallinae, Dermatophagoides facrinae, Dermatophagoides pteronyssinus, Dermestes lardarius, Drosophila spec.
E: Ectobius sylvestris, Eliomys quercinus, Ephestia elutella, Ephestia kuehniella
F: Fannia canicularis, Formicoidea
G: Gibbium psylloides, Glis glis, Gnathocerus cornutus
H: Harmonia axyridis, Hofmannophila pseudospretella
I: Ixodes ricinus
K: Kleidocerys resedae
L: Lasioderma serricorne, Lasius brunneus, Lasius emarginatus, Lasius fulginosus, Lasius niger, Lathridiidae, Lepisma saccharina, Linepithema humile, Lucilia sericata
M: Martes foina, Microtus agrestis, Microtus arvalis, Monomorium pharaonis, Musca domestica, Mus musculus, Muscardinidae, Muscardinus avellanarius, Myodes glareolus, Myoxus glis
N: Necrobia rufipes, Nemapogon granellus, Niptus hololeucus
O: Ondatra zibethica, Orizaephilus mercator, Oryzaephilus surinamensis
P: Paravespula germanica, Paravespula vulgaris, Periplaneta americana, Periplaneta australasiae, Plodia interpunctella, Pollenia rudis, Porcellio scaber, Procyon iotor, Psocoptera, Psychodidae, Ptinus fur, Ptinus tectus, Pyrrhocoris apterus
R: Rattus norvegicus, Rattus rattus, Rhaphigaster nebulosa, Rhipicephalus sanguineus, Rhizopertha dominica
S: Sarcophaga carnaria, Siphonaptera, Sitophilus granarius, Sitophilus oryzae, Stegobium paniceum, Streptopelia decaocto, Supella longipalpa
T: Talpa europaea, Tapinoma melanocephalum, Tenebrio molitor, Tetramorium caespitum, Thaumatomyia notata, Thaumetopoea processionea, Thermobia domestica, Tinea pellionella, Tineola bisselliella, Tribolium castaneum, Tribolium confusum, Tribolium destructor, Trogoderma angustum, Trogoderma granarium
V: Vespa crabro, Vespidae

Schädlinge von A-Z

(Trivialnamen, Volksnamen und umgangssprachliche Bezeichnungen)