Der Kammerjäger
– ein Beruf im Wandel der Zeit
Kammerjäger – Begriffserklärung, Herkunft
Ursprünglich diente der Begriff Kammerjäger als Bezeichnung für einen Jäger, der in persönlichen Diensten des Königs stand.
Vor allem in den engen Räumlichkeiten – den Kammern – der Bediensteten kam es im Mittelalter häufig zu Schädlingsbefällen beispielsweise mit Bettwanzen. Zur Tilgung eines solchen Befalls holte man sich Hilfe. Die Personen, die sich auf die „Jagd“ nach dem Ungeziefer machten, wurden dann irgendwann auch als Kammerjäger – eben als Jäger, die in Kammern jagen, benannt. Man kann also sagen, dass die Kammerjäger vergangener Tage, Schädlingsbekämpfer waren, die ihre Arbeit innerhalb, vorwiegend innerhalb von Gebäuden, verrichteten.
Neben dem Ausdruck Kammerjäger wurde im Zusammenhang mit der Schädlingsbekämpfung früher auch der Begriff Rattenfänger geprägt, wobei sich dieser in erster Linie auf Schädlingsbekämpfer bezog, die sich auf Schadnager und deren Bekämpfung spezialisiert hatten.
Noch heute werden Schädlingsbekämpfer häufig als Kammerjäger bezeichnet, was jedoch dem heutigen Berufsbild des Schädlingsbekämpfers überhaupt nicht mehr gerecht und deshalb auch in der Regel nicht gerne gehört wird. Andere Bezeichnungen für den Beruf des Schädlingsbekämpfers sind Desinfektor (beispielsweise in der Schweiz – in Deutschland beschreibt der Ausdruck Desinfektor ein Berufsbild im Feld der Desinfektion und Hygiene) oder Exterminator.
Der Kammerjäger heute: Berufsbild des Schädlingsbekämpfers
Der Beruf des Schädlingsbekämpfers / der Schädlingsbekämpferin ist heute ein nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) anerkannter Ausbildungsberuf. In der dualen Berufsausbildung wird der Stand der Technik und der aktuellen Rechtslage (Gesundheitsschutz, Umweltschutz, Umgang mit Gefahrstoffen, Schädlingsbekämpfung) berücksichtigt.
Zu den Inhalten der Ausbildung zum modernen Kammerjäger gehören unter anderem Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit, Umweltschutz, Rechtsvorschriften und Normen, Planen von Arbeitsabläufen, Bedienen und Warten von Betriebsmitteln, Umgang mit und Anwendung von Gefahrstoffen, Umgang mit und Anwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln, Sichern des Arbeitsbereiches, Feststellen von Schädlingsbefall im Gesundheits- und Vorratsschutz, im Holz- und Bautenschutz sowie im Pflanzenschutz (ebenfalls das Planen und Durchführen von Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen in den genannten Bereichen), Kundenberatung und qualitätssichernde Maßnahmen.
Die Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer / zur Schädlingsbekämpferin dauert drei Jahre.
Die Möglichkeit diesen Beruf im Rahmen einer Erstausbildung zu erlernen, gibt es erst seit 2004. Vorher gab es keine bundeseinheitliche Regelung für diese Berufsausbildung. Zwar war schon 1955 eine Ausbildungsordnung erlassen worden, diese wurde jedoch 1972 wieder aufgehoben. Im Jahr 1984 folgte dann der Erlass einer Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss geprüfter Schädlingsbekämpfer / geprüfte Schädlingsbekämpferin. Diese wurde 1997 durch die Verordnung zur Umschulung zum geprüften Schädlingsbekämpfer / zur geprüften Schädlingsbekämpferin ersetzt, welche begründet durch die Einführung der anerkannten Berufsausbildung im Jahr 2004 Ende 2007 aufgehoben wurde.
Der Kammerjäger heute: Einige wichtige Aufgaben
Zu den Hauptaufgaben des Schädlingsbekämpfers gehört der Schutz von Menschen, Tieren, Pflanzen, Vorratsräumen, Gebäuden und der Umwelt vor Schädlingen. Dazu wählt der Schädlingsbekämpfer geeignete Vorsorgemaßnahmen aus.
Bei einem bereits eingetretenen Schädlingsbefall inspiziert der Schädlingsbekämpfer die betroffenen Räumlichkeiten, wählt anschließend die geeignete Bekämpfungsmethode bzw. das geeignete Bekämpfungsmittel aus und setzt die Bekämpfungsmaßnahme umweltbewusst um. Dabei werden alle Maßnahmen und eingesetzten Stoffe genau dokumentiert.
Daneben ist der Kammerjäger von heute auch gleichzeitig ein wichtiger Berater. In den Bereich der Beratung fallen unter anderem die Aufklärung über Gefährdungspotentiale, die Information über Möglichkeiten der Bekämpfung sowie deren Dauer, die Auskunft zu Wirkungsweisen eingesetzter Schädlingsbekämpfungsmittel und die Aufklärung über Sicherheits- und Vorbeugemaßnahmen.
Schädlingsbekämpfer sind im Gesundheits- und Vorratsschutz, im Holz- und Bautenschutz und im Pflanzenschutz tätig. Sie arbeiten sowohl im Innen- wie im Außenbereich. Zu ihren Auftraggebern gehören Privathaushalte, gewerbliche Unternehmen und öffentliche Einrichtungen / Kommunen.
Der Kammerjäger heute:
Der Mann mit der Giftspritze ist längst Vergangenheit
Als Kammerjäger noch die einzige Berufsbezeichnung war, die Schädlingsbekämpfung noch in den Kinderschuhen steckte und auch noch vor gar nicht allzu langer Zeit, war der Begriff der Schädlingsbekämpfung fast untrennbar mit der Ausbringung von Gift verbunden. Heute wird in der Regel nach den Prinzipien der Integrierten Schädlingsbekämpfung gearbeitet, wo sich die Kernaufgaben des Schädlingsbekämpfers im Bereich von Prävention und Monitoring/Überwachung und weniger in der Bekämpfung und einem unter Umständen damit verbundenen Gifteinsatz befinden.
Insgesamt ist die Schädlingsbekämpfung zu einem sehr komplexen Feld geworden, die Wissen und Erfahrung aus vielen verschiedenen Bereichen wie Biologie, Zoologie und Chemie erforderlich macht.
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